Pieter Laurens Mol


Pieter Laurens Mol (*1946 in Breda, Niederlande) begann Ende der Sechziger Jahre eine höchst eigenwillige künstlerische Produktion, die von konzeptuellen Überlegungen getragen ist und in unterschiedlichen Medien ihren Ausdruck findet: Fotografie, Malerei, Zeichnung, Skulptur und Installation. Ein wesentlicher Teil seiner Fotografien der siebziger und achtziger Jahre sind Selbstinszenierungen des Künstlers, in denen er sich mit metaphorischen Begriffen des „Fallens“, des „Verlustes“ oder dem romantischen Topos der "Suche" auseinandersetzt. Von den neunziger Jahren an verschwindet die menschliche Figur zunehmend aus Mols Arbeiten. Deutlich findet eine Verschiebung zu traditionelleren Genres statt, wie der Landschaft und dem Stillleben, wobei diese Bilder, den früheren vergleichbar, als eine metaphorische Aussagen über die "conditio humana" erfahrbar werden. Das heroische, aber auch komische Scheitern charakterisiert zahlreiche seiner Arbeiten. In seiner Kunst gehe es, wie Mol selbst beschreibt, darum Bilder für eine »extreme Existenz« zu finden. Sein »künstlerisches Leben« stellt eine solche Existenz dar, an der er die Betrachtenden Teil haben lässt. Wobei das Leben des Künstlers wiederum nur ein Bild des »schöpferischen Lebens« des Menschen ganz allgemein ist. Und dieses schöpferische Leben beruht auf physikalischen oder anderen, höheren Gesetzen, die in seinen Arbeiten poetisiert werden.
Mol scheint sich der kombinatorischen Methode der Surrealisten zu bedienen, wenn er seine sogenannte »Fotoskulpturen« entwickelt, die häufig auf ein Undarstellbares oder vielmehr die Uneinholbarkeit der Realität im Bild verweisen: Wörter und Bilder gehören getrennten Wahrnehmungssystemen an, die stets nur als Stellvertreter auf eine Realität verweisen, diese jedoch nie selbst verkörpern können (Magritte, 1967).
Nicht die Abbildung der Realität, sondern die Visualisierung von Ideen ist sein fotografisches Anliegen. Dem »Romantischen Konzeptualismus« (Jörg Heiser) Bas Jan Aders nahe stehend, untersucht Mol die Bedingungen bildnerischer Bedeutungsproduktion anhand eines ironischen Spiels mit emotionalen Projektionen. Hierbei zielt Mol augenzwinkernd auf die Spannung zwischen der Inszenierung und dem Effekt großer Gefühle. Die Grenzen von künstlerischem Objekt und Alltagsgegenstand werden kontinuierlich neu ausgelotet und die ästhetische Definitionsmacht von Museen, Galerien und Kunstkritik damit ins Spiel gebracht. So durchkreuzen die Arbeiten Mols den üblichen Gegensatz von romantischer Innerlichkeit und konzeptueller Rationalität. Mol ist nicht an einer Kunst interessiert, die sich lediglich als Plattform der Inszenierung seiner eigenen künstlerischen Subjektivität versteht. Er gibt sich der Betrachtung und Wiedererweckung des Vertrauten und Alltäglichen hin, indem er es erfahrbar macht innerhalb des geschützten Raumes der Kunst, wo die kleinste Justierung einen großen Einfluss darauf ausüben kann, wie das Leben, die Welt und unsere eigene Position innerhalb des großen Schemas der Dinge wahrgenommen wird. TEXT: Birgit Kulmer

In the late sixties, Pieter Laurens Mol (*1946 in Breda, Netherlands) embarked on a unique artistic career producing conceptual works in a variety of media: photography, painting, drawing, sculpture and installation. A substantial part of his early photographic oeuvre, dating from the seventies and eighties, consists of images with the inclusion of a self-staging artist. During the nineties the human figure gradually disappears from the scenery and there’s a shift noticeable to more known traditional genres such as landscape and still life, yet these images could equally be experienced as metaphorically charged statements on the “condition humaine”. The photographs deal also with significant concepts such as “falling”, “loss” or the romantic topos of “searching”. Failure, both heroic and comical, characterises many of his works. As Mol himself says, art is about the quest to find pictures for an “extreme existence”. His “artistic life” represents such an existence, one which he invites the viewer to share, although the artist’s life is nothing but an image of man’s “creative life” per se. This creative life is based on physical (or other, higher) principles, which his works explore and poeticise. In doing so, the artist seems to rely on makes use of the Surrealist method of combining as he develops his so-called “photo sculptures” that often refer to non-representability or rather the impossibility of depicting reality in pictures: words and images belong to separate systems of perception which always only refer, as substitutes or replacements, to a reality they themselves cannot embody (Magritte, 1967).

In general, the artist’s photographic aim is not to represent reality but rather to visualise ideas. Mol investigates the semantic conditions of pictorial projection, ironically playing with emotional projections in line with Bas Jan Ader’s “Romantic conceptualism” (Jörg Heiser).

With a light twinkle in his eye, Mol is thus able to address the tension between performance or staging and the drama of great feelings. Sounding out the limits between the artistic and the everyday object, he also brings into play how museums, galleries and art critics define their aesthetic position. The classic contrast between Romantic inwardness and conceptual rationality can thus be seen to run through Mol’s works.

Pieter Laurens Mol is not interested in an art that sees itself simply as a platform for staging one’s own artistic subjectivity. On the contrary, he is devoted to looking at and reawakening the familiar – and doing so within art’s sheltered realm, in which the smallest adjustment can influence how life, the world and our own position in the great scheme of things are assumed. TEXT: Birgit Kulmer